Der G20 Gipfel in Hamburg: Ein Erfahrungsbericht

von Nadine Schomburg

Zum Alternativgipfel sind Menschen aus aller Welt gekommen – mein persönliches Highlight war natürlich Vandana Shiva! Klasse Frau – hat sogar noch in der Mittagspause Interviews gegeben. Super engagiert, klare Zielrichtung, immer positiv denkend (ob sie mir wohl ne Scheibe abgibt?) und mitreißend!

Die „Wellcome to Hell“ Demo war schnell aufgelöst. Unsere Veranstaltungen des Alternativ-Gipfels liefen bis 21:30 Uhr. Da wir aber von einer Demo in Pauli gehört hatten, schlossen wir uns dieser spontan an. Geile Rhytmen, coole Stimmung – „Stadtführung“ mal anders. Zugleich der Gedanke: Demo auf Pauli, Reeperbahn…. Eigentlich müsste die Kritik auch klar gegen die Entmenschlichung dort vor Ort gehen….

Feitag war „Colouring the red Zone“, sprich: morgens gab es bereits Blockaden. Wir waren allerdings zu müde für diese frühe Zeit, waren ja auch erst um 2 im Bett und sind nicht mehr die Jüngsten. Aber mittags waren wir wieder mit dabei. Fanden auch den Startpunkt, von dem aus wir alle in mehrere Richtungen zogen. Schenkten den Pullis unser lieblichstes Lächeln und waren ein wenig traurig, dass sie sich nicht trauten uns in die Augen zu schauen. Arme Menschen!

Uns war nicht ganz klar, was wie wohin, wir ließen uns einfach treiben und hofften, dass die vielen gut gepolsterten Personen nicht Poogo tanzen wollen. Zeitweilig machte es den Eindruck. Letztendlich spielte die Musik aber zumindest nicht in unserer direkten Nähe. Einen Eindruck von den Verkleidungskünsten einiger zumeist junger Menschen bekamen wir später nach dem Start des Spaziergangs auch. Mit einigen versuchten wir zu reden: Gewalt erzeugt nur Gegengewalt und ist somit sinnlos. Es schien, als wären unsere Worte verhallt. Aber wer weiß, vielleicht nisten sie ja in dem einen oder anderen Kopf. Zugleich phantasierten wir ein wenig: was wäre wenn….

Was wäre wenn die Katz- und Mausspieler ohne Polster Ihre Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Energie in erbaulichen Protest stecken würden? Was wäre z.B. wenn ganz Hamburg jetzt tatsächlich bunt wäre? Mit schönen Bildern aufgehübscht? Oder einfach nur Regenbogen? Wenn überall Peace in allen möglichen Sprachen stehen würde? Wenn es 1000de von Käsekästchen auf den Straßen geben würde? Wer sagt denn, dass Guerillia-Taktik nur was ist um sich gegenseitig zu verkloppen?

Während unseres Spaziergangs trafen wir immer wieder auf die gepolsterten. Immerhin hatten diese Glück im Unglück: es war zwar warm, aber nicht richtig heiß. 5° mehr und die wären reihenweise umgekippt (Kopfkino ausschalt). Sie taten uns leid. Noch mehr allerdings die Hottis. Aus BW importiert… Können die Menschen nicht einfach Rad-fahren??? Und auch die zwei Hunde am U-Bahnausgang. Für mich ist das Tierquälerei!

Unterwegs am Freitag gab es dann einige „Abenteurchen“ zu bestehen: Erstens überhaupt einen Weg finden. Zweitens immer nett lächeln Drittens diesen wunderschönen braunen Augen widerstehen. Die Stimme war auch sehr sympatisch, das kurze Gespräch das mit einem Weg“hinweis“ begann ebenso. Mist, warum haben die Jungs keine eindeutigen Nummern? Viertens – wo ist das nächste Klo? In einer Kneipe natürlich.

Und last but not least: wie kommen wir zu der Veranstaltung an der UNI? Ohne 10km Umweg. Es gab nur einen Weg: Durch den Park. Alle Eingänge waren verschlossen. Alle? NEIN – einer war offen! Und schwupps spazierten wir nun zwischen Pflanzen und Blumen oder auch Planten un Bloomen. Fragten immer mal wieder, ob das auch der richtige Weg sei – und wichtiger noch – kommen wir auf der anderen Seite auch wieder raus? Ja, hieß es. Hieß es. Ups. Angekommen standen wir vor einem weiteren verschlossenen ca 2,20 m hohem Tor. Von dem weiterführenden Weg kamen uns Andere entgegen – „Nein, hier geht es auch nicht weiter“ Über das Tor kletterten bereits einige Verirrte. Mit Unterstützung von einem … na, wer errät es???? Klar einem Gepolsterten. Der Arme hatte noch Zusatzfitnesstraining. Nahm dies aber sehr sympathisch mit Humor. Und so krabbelte eine nach dem Anderen rüber. Leider verpasste ich schon wieder eine Chance auf eine kleine Romance. Statt praktisch in die starken Arme zu fallen war ich Eitle doch viel zu gut über das Tor geschwungen. Mist, ich wollte doch meinen Mann ein wenig…

Nun konnten wir also die restlichen 200 m zur UNI zurücklegen. Dort mit Verspätung angekommen dachten wir nun in aller Ruhe ein, zwei Stündchen zuhören zu können. Pustekuchen. Nach ca 30 Minuten jaulte die Sirene…. Achtung, achtung, blabla, technische Störung – alle raus… HÄH??? Mikro ging natürlich auch nicht mehr – so erfuhren wir erst draußen von dem, was einer der Veranstalter kurz noch berichtete: Sie waren vorgewarnt: Es könne passieren, dass … also das, was passieren könnte. Toll.

Da dies nicht die einzige Veranstaltung im Zuge der Alternativen war, stand draußen die Gelegenheit dort weiterzumachen. Leider hatten wir so Julian Assange, der zugeschaltet werden sollte nicht hören können. Und leider war es für uns auch nicht wirklich möglich zuzuhören. So gut ist unser englisch nicht, dass wir bei doch etwas leiserer mit viel Nebengesprächen gemischtem Ton noch etwas verstehen konnten.

Alternativlos gibt es ja nicht. Wir daher ganz quitschfidel weiter spaziert und eine fahrende S-Bahn gefunden. Und ab ging es in die Schanze . Es gab da ja ein besonders nettes Restaurant. Leider gab.

Lecker Bio gab es dort. Leider seit ca. 1 Jahr nicht mehr. Da wir hungrig waren, kauften wir uns dann woanders etwas. Die waren auch sehr nett dort. Aber sorry, ich weiß schon warum ich nur bio futter…. Ne danke. Das nächste Hungernotfall nehm ich wieder nur Pommes, da fällt der Unterschied nicht sooo ins Gewicht. Naja, der Hunger trieb ein wenig was davon rein. Den Rest verschenkten wir.

Ach ja, zuvor sind wir auch kurz Richtung Rote Flora. Dort auf der Straße war eines der Feuer. Nicht unser Geschmack. Feuer macht man mit Holz, nicht mit Plastik! Kurzzeitig dachten wir und andere auch, dass gelöscht werden sollte. War aber doch nur ne Art La-Ola-Welle.

Nach dem kleinen Trip zur Schanze freuten wir uns gegen 23 Uhr auf die Heimfahrt – sind ja nicht mehr die Jüngsten Aber nix da. Bahnen fallen aus – zumindest alle S-Bahnen, die irgendwie in unsere Richtung fuhren. Hm, und nu? Irgendwer weiß immer was. Irgendwer sagte: Nächste U-Bahn in die Richtung. Und weiter – wo war noch unser Spazierstock? Ach so, zu Hause, hätte falsch verstanden werden können…

Wir also fröhlich weiter. Landeten dann auch an einer U-Bahn – wenn auch einer anderen als der genannten. Egal, alle Wege führen bekanntlich überall hin oder so. Somit fuhren wir nun erstmal zum HBF in der Hoffnung dort einen Weg heimwärts zu finden. Hätte dies direkt geklappt, wer weiß, ob der Junge Mann später im Bericht noch nach Hause gekommen wäre….

Nach einigen Stationen kamen wir somit am HBF an. Dort stand am Eingang zur S-Bahn: „fährt in 1 Minute“ – Juhuuuuu! Schleunigst trappelten wir die Stufen herab. Komisch, so viele Menschen dort. Die gucken auch so angespannt.. Am Rande hatten wir auch noch einen Teil einer Durchsage mitbekommen. Misstrauisch schauten wir uns nach einer seriösen Informationsquelle um. Ein älteres Pärchen wurde von uns angesprochen. Die Frage kaum ausgesprochen kam schon die nächste Durchsage. Welche könnt Ihr Euch denken. Nix da, weil nix geht mehr auf dieser Strecke…

Murks… Langsam machten wir uns dann doch sorgen. Taxi wäre ordentlich teuer geworden…

Also nochmal bei dem Inofo“Telefon“ anfragen: wie sieht es aus? Welche Alternativen?

Ansage: Keine eindeutige. Frage: Wie sieht es mit den U-Bahnen aus? Ansage: Keine Ahnung – nicht unsere Baustelle. Frage: HÄH? Hamburger Verkehrsverbund???? Ansage: Nicht derselbe Verein – Privatisierung sei Dank. Na klasse. Keiner weiß vom Anderen nix. So funktioniert alles am Besten – offensichtlich. Die Dame hat unsere Demo-Gründe leider dennoch nicht verstanden. Und für eine längere Diskussion hatte sie warum auch immer keine Zeit. Also wieder hoch ans Nachtlicht und rein zu den Fernbahnen. Nach Altona, das wäre auch schon mal die grobe Richtung. Aber… Nöööööö.

Also zur U-Bahn zurück. Irgendjemand sagte, die führen noch und damit käme man ja auch zumindest schon mal in die grobe Richtung. Shit, klar, das hätte mir auch selbst einfallen können. Hatte ja ne zeitlang dort gewohnt… War aber schon viele Jahre nicht mehr in der Gegend. Somit ist es nun schon ordentlich spät geworden. Und wir zweifelten daran, noch sehr nah und kostengünstig zu unserem Schlafplatz zu kommen. Aber da gab es ja wieder ein „Infokasten-Telefon“ also ran da. Die Bahn fuhr erst in fünf Minuten. Zum Glück kamen wir auch gleich durch und eine nette Stimme fragte wie sie uns weiterhelfen könne. Kurz das Problem geschildert und nach Möglichkeiten gefragt. Jo, nicht ganz einfach… Schau hier, grübel dort… Doch, dank des vorherigen Tipps eines ÖPNV-Nutzers kamen wir noch vor der Einfahrt der U-Bahn an die nörigen Infos. Der passende Bus fährt noch um 24:15 und sogar um 24:55.

Puh, erst mal sitzen. Hm, warum meinte die nette Info-Stimme, dass wir den ersten Bus nicht mehr bekommen sollten??? Haltestellen zählen…. Komisch, Zeit müsste doch eigentlich reichen. Verspätung hatte die Bahn keine. Na, mal sehen. Beim sehen und denken hörten wir einen leicht verzweifelten jungen Mann. Mist, wie komme ich nur nach Hause. Wir fragten nach, wohin er denn genau müsse? Ach, das ist doch fast unsere Richtung. Wird schon. Erster zaghafter Hoffnungsschimmer für den kleinen Großen (bin wohl schon zu alt, jedenfalls weckte der hübsche Knabe meine Mutterinstinkte. Wir versprachen ihm, irgendwie kriegen wir das schon hin. An der Umsteigestation merkten wir schnell – wir sind nicht die Einzigen. Die Uhr zeigte an: eigentlich müsste der erste Bus noch zu kriegen sein. Bevor wir anhielten sprachen wir uns ab: ich flitze los und blockiere den Bus – das hatten wir selbst ja noch nicht, wurde also Zeit

Ich mich also an der Tür postiert. Dummerweise waren wir relativ weit hinten und mussten natürlich in die Fahrtrichtung laufen. Nun ja, Frau ist ja sportlich. Die meisten überholte ich auch trotz Vorsprungs (eitel?Nööö!). Die erste Rolltreppe nach oben geprescht – den Bus auf der anderen Straßenseite erspäht – kein Auto – rüber! Kurz die Anzeige – shit, falsche Nr. Ein,zwei Leute waren schon vor mir oder mit mir am Bus und fragten wo sind die Busse x & y? Bereits weg… Was ein sch…. Fahrplan…. Zug kommt an, Bus ist weg – wohlgemerkt bei Einhaltung des Fahrplans mitten in der Nacht. Noch FRAGEN lieber HVV???

Alternativen gibt es immer: Meine Bitte an den Busfahrer: rufen Sie den Anderen bitte an. Macht er – wieder ein Netter. Andere Leute wollen einen anderen Bus – der fährt leider sofort eine andere Strecke – Anruf bringt somit leider nichts. Aber immerhin bekommen wir die Rückmeldung: der Andere Bus wartet!!! WOW, wir kommen nach Hause. Auch unser neuer Begleiter ist mittlerweile angehumpelt – das war eines seiner Probleme, bei einer der Demos ist er leider umgeknickt, Handyakku war alle und er war allein. Schon ne doofe Situation. Aber seine neue Bezugsgruppe kümmerte sich.

Unser Bus fuhr bis zu einer S-Bahnstation an der er möglicherweise weiterkommen könnte. Dort angekommen sah es erst mal nicht so aus. Von unten konnten wir die Anzeigentafeln sehen. An der Tafel in die entsprechende Richtung war Leerstand. Ich denk mir meinen Teil und hüpf dennoch die Treppen hoch, währenddessen anderweitig überlegt wurde nun doch ein Taxi zu rufen. Oben angekommen sah ich aber: Hui, Zug fährt 🙂 Nur von der anderen Seite! Die wartenden Menschen bestätigten dies. Somit flugs nach unten gerufen HAAAAALT – ZUG FÄHRT. Taxi braucht es somit nicht. Hui, da war jemand froh. Und wir?

Klar irgendwie kannte ich die Haltestelle. Einmal, vllt sogar zweimal bin ich dort vor vielen Jahren mal gewesen. Unser Begleiter konnte uns immerhin auch ein klein wenig helfen: die Richtung ist schon mal Richtig. Somit setzten wir also unseren Spaziergang fort. Sicherheitshalber fragten wir aber bei nächsbester Gelegenheit nochmal, wo genau es denn nun weiterginge. Denn abbiegen mussten wir. Leider schickte uns diese Person erst mal in die falsche Richtung. Wie gut, dass wir anderweitig nochmal nachfragen konnten – wer weiß wo wir gelandet wären. Es war ja auch weit und breit keine Bushaltestelle – dort orientiere ich mich normalerweise. Die haben oft einen Umgebungsplan. Aber ohne Haltestelle kein Umgebungsplan. Unsere nächste Infoquelle wies uns aber den richtigen Weg. 180° Wende und wieder 400 Meter Retour. Dann auf der Straße bleiben und später links abbiegen. Es war mittlerweile fast 1 Uhr

Offensichtlich aber gab es viele Nachtwandler_innen. Mehrere wurden noch von uns angequatscht – noch nen Umweg wollten wir dann nicht. Und wunderbar, nach weiteren ca. 800 Metern kamen wir auf die Zielgerade! Dort trafen wir dann noch die Ortsjugend die uns ein wenig zu den Demos befragte – wir natürlich brav Auskunft gegeben. Bildung kommt vor Schlaf, ist doch klar. Nach einem Schlummertrunk und einem Blick ins Sonderprogramm im TV ging es dann irgendwann ins Bett. In wenigen Stunden sollte es ja weiter gehen.

Samstag: Restliche Sachen packen. Dabei mal wieder feststellen: viel zu viel mitgenommen… Mist ist das schwer. Egal, frühstücken, etwas diskutieren, sind ja nicht alle einer Meinung… Manche Meinungen gehen mir auf die Eierstöcke. „Das glaub ich nicht“ ist ja schön, ich glaub auch nicht alles. Aber Augen aufmachen ist manchmal schon hilfreich. Na gut, Augen zu manchmal auch. Also immer schön friedlich bleiben – verbal fällt mir das leider nicht selten schwer.

Aber nun sollte ja die letzte Etappe für dieses Mal kommen. Wir waren gespannt und freuten uns auf die große Demo. Erst mal wieder zur S-Bahn, das wäre der kürzeste Weg. Aber wie Ihr Euch denken könnt: S-Bahn fährt nicht. Also wieder runter zur Straße, dort fährt ein Bus mit dem wir wieder auf den anderen Bus von heute Nacht treffen können – soviel wusste ich noch . Aber halt – da fährt gerade der Schnellbus vor, der fährt direkt zur U-Bahn. Noch besser. Leider auch teurer. Wahnsinn: 2 € Aufpreis kostet das.. 1. Klasse-Fahr sozusagen.

Naja, nicht lange diskutieren, davon werden wir nun auch nicht arm. Und wir wollten ja auch heut noch ankommen. Immerhin ging es so schneller und ohne Umsteigen. Mit der U-Bahn also wieder zum HBF, dort wollten wir unser Gepäck einschließen. Kurz vor der Ankunft fällt mir auf. Irgendwas fehlt doch…. Eine Tasche zu wenig… AAAAAAAHHHHH Meine Demo-Tasche mit den Extra vorbereiteten Spiegelplakaten… MEEEEEENNNNOOOO!

Mal wieder typisch für mich…. Irgendwas fehlt immer. Einziger Vorteil im Nachhinein: die Spiegelplakate, die wir speziell für unsere Gepolsterten vorbereitet hatten würden wir nicht brauchen. Das wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Somit hatte ich noch Gelegenheit mich über mich selbst zu ärgern. Dennoch gilt weiterhin: Alternativen gibt es immer. Während ich mich noch ärgerte war meiner Freundin schon klar, was zu tun sei: Wir brauchen nur zwei Pappen. Geld wechseln müssen wir sowieso um unser Gepäck einschließen zu können. Somit kauften wir noch eine Bio-Kleinigkeit und fanden dort auch übrige Verpackungspappen. Den passenden Stift hatte meine Freundin natürlich dabei. Sie ist immer für fast alles gerüstet

Schnell noch das Gepäck ins Schließfach. Wäre ja schön gewesen, wenn das erste funktioniert hätte… Und dann ab zur Demo, wir waren ja gespannt, wie viele Leute dort sein würden. Da wir nicht so ganz pünktlich waren – zum Start schon aber nicht zum Auftakt, gingen wir davon aus, dass wir nicht so ganz die ersten sein würden. Vom HBF sollte es noch eine Bahnstation sein bis zum Startpunkt. Dachten wir, können wir ja laufen – waren wir ja mittlerweile geübt. Kaum aus dem HBF raus – drinnen hatten wir noch überlegt, ob wir nochmal auf einen Plan schauen sollten – sahen wir schon, wohin die Reise ging. Wir hatten das Gefühl, dass die Demo knapp neben dem HBF starten würde. Doch die Menschen waren erst auf dem Weg zum Treffpunkt. Es waren viele.. Sehr viele! Wir gingen hinterher, dann nebenher, dann teils vorbei. Bis zu der nächsten Haltestelle. Dort sahen und staunten wir: WOW – sooooo viele! In Richtung des Anfangs sahen wir kein Ende. Gut so! Bunt, laut (zum Glück hatte ich Ohrenschützer dabei) und logisch – friedlich! Faszinierend fanden wir insbesondere die Vielfalt. Nicht nur was die Kleidungsstücke betrifft. Es waren die verschiedensten Gruppen mit den unterschiedlichsten Themen dabei. Und coooole Plakate!

Leider will mein Handy nicht, daher muss ich mal schauen, wie ich die 2, 3 Bilder noch da runter bekomme. Ein Spruch: „Gewalt ist auch nur ein stummer Schrei nach Liebe“ *sing* Unsere Plakate waren nicht so hübsch: schwarz auf braun: “ Merkst Du nicht, da stimmt was nicht“ und „Was macht Dich glücklich?“ Wurden dennoch ab und an gesehen. Lustig waren auch solche Texte wie: „Hallo Mum, ich bin ok“

Vielfach wurden Frieden, Gerechtigkeit und Naturschutz thematisiert. Oft natürlich G20. Die für uns sichtbaren Teilnehmer_innen waren zwischen 0 und 70 Jahre alt und kamen aus den verschiedensten Ländern. Es wurden viele Flugis verteilt, zum Teil Unterschriften gesammelt und eine Umfrage gemacht (allerdings keine schnelle – es gab für einzelne Personen einen 5-seitigen Fragebogen), ich hoffe,meine Freundin findet die Homepage.

So gab es viele Interessierte und viele Interessen. Alle waren freundlich, viele tanzten zu der einen oder anderen Musik und alle unterhielten sich gut . Gegen 13:45 fing dann auch das Ende der Demo an loszuziehen. langsam wanderten wir so durch die ansonsten leere und zum Teil (Geschäfte) verrammelte Stadt. Die wenigen Gepolsterten, denen wir hier begegneten waren nett und aufgeschlossen – und unbehelmt.

Irgendwann aber setzten sich eine Menge Fahrzeuge mit Blaulicht inkl. zweier Wasserwerfer aus einer Querstrasse in Bewegung. Sie fuhren weg, keine Ahnung wohin. Einige Zeit später brachen wir auf und machten uns auf den Weg zu unserem Zug. Da wir Zugbindung hatten wollten wir kein Risiko eingehen und gingen sehr früh los. Die Heimreise war ruhig, in unserem Abteil waren weitere Demonstrantinnen. Und wir alle waren müde. Dank der Verspätung des Zuges verpasste ich dann meinen Bummelzug nach Hause und konnte noch etwas Leckeres einkaufen. – Komisch heutzutage fällt man mit Zetteln am Cappie nicht auf – außer im Zug.

Dort saßen Geflüchtete, die zu ihrer Sammelunterkunft zurückfuhren. Sie sprachen mich kurz vorm Aussteigen (ich saß mit Blick in die andere Richtung und stand dann auf) an. Sie fragten mich auch, was auf meiner angehängten Visitenkarte stünde:

„Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts“

Stimmt doch oder?

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