Flüchtlingshilfe in Griechenland: Tagebuch aus Idomeni (3)

Idomeni HP

Wir sind nach anstrengender Fahrt in Idomeni angekommen. Im dortigen Transitlager werden wir heute die ersten Lebensmittel und Kleidung an die Flüchtlinge verteilen. Packen wir es an!

Flüchtlingshilfe in Griechenland: Tagebuch aus Idomeni (2)

Wir sind unterwegs – endlich! Start heute Morgen ca.6.45 Uhr ab Dresden Bahnhof mit 2 Transportern. Beide vollgepackt mit Sachspenden, darunter Winterkleidung, Schuhe, Decken, Medikamente sowie 650 kg Bananen, gespendet von einem Dresdner Supermarkt.

Wir sind 9 Personen, der jüngste 18 Jahre alt. Wir kommen bisher gut voran und sind derzeit nahe Györ in Ungarn. An der ungarischen Grenze werden unsere Fahrzeuge bei der Einreise kontrolliert…

Nachtrag: Arad, eine Stadt kurz hinter der ungarisch rumänischen Grenze, hier sind wir gerade im Imbiss Shop Kebab – essen fassen. Ansonsten ging bisher alles gut, sind nach kritischem Grenzerblick in unseren Transportern bestens in Transsilvanien eingereist. Hier gibt’s eine Bank mit dem Namen Bank Transsilvania. Das nenn ich mal selbstbewusst. Machen keinen Hehl aus Blutsaugerei! ;o)

Flüchtlingshilfe in Griechenland: Tagebuch aus Idomeni (1)

Wir sind gestartet – endlich! Vorher waren wir erst noch etwas Proviant kaufen. Und essen.

Schon die Zugfahrt nach Kassel glich einem Abenteuer: Ja wo ist denn meine Mitfahrerin? Wollte sie nicht in Zierenberg zusteigen? Oh, da winkt jemand, aber ohne Koffer – Heidi war es trotzdem. Wir würden mit dem Taxi nach Kassel fahren, sagte sie mir.  Jedenfalls bedeutete dies: RAUS!!! Puh, gerade noch geschafft, ohne zwischen den Türen zu hängen!

Mit 2 Koffern und 2 großen Rucksäcken ging es dann die 30 Meter zum bereits fast  vollbeladenen Taxi. Dort warteten bereits 3 weitere Koffer und ein Rucksack. Nach mehreren Packanläufen fanden wir dann doch eine Lösung, wie wir alles mitbekamen.

Super, auf ging es. Obwohl das Taxi länger brauchte als der Zug waren wir sehr pünktlich am Bahnhof. Vorteil: Der Taxifahrer konnte uns gleich beim Busbahnhof absetzen. Wie wären wir die 200 Meter vom Bahnsteig dorthin gekommen – so ohne Kofferwagen…

Hat eigentlich schon jemand bemerkt, dass es keine Kofferwägen mehr am Bahnhof Wilhelmshöhe gibt??? Ohne Worte. Nun gut, waren wir also an der Haltestelle. Knapp 40 Minuten zu früh. Besser so als anders.

Als wir schließlich gegen Abend in Dresden eintrafen, folgte eine sehr freundliche Aufnahme. Sind privat untergekommen. Kurz noch was essen, etwas plaudern und dann ab ins Bett. Heute um fünf Uhr gehts wieder raus….

Bis bald,

Nadine

Spendenaufruf: Lebensmittel & Kleidung für Heimatvertriebene auf der Flucht

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Wir fahren zu zweit von Nordhessen nach Dresden und von dort mit anderen Helfer_innen weiter nach Idomeni (Griechenland – Grenze zu Mazedonien) um dort den Menschen, die aus ihrer Heimat vor Bomben und Terror geflohen sind zu helfen. Wir wollen vor allem tatkräftig mit anpacken und Lebensmittel vor Ort einkaufen und FAIRteilen.  Da wir mit dem Fernbus nach Dresden fahren werden, werden wir aus Nordhessen keine großen Mengen an Sachspenden.

Mit Geldspenden können wir optimal nach Bedarf vor Ort einkaufen – daher bitten wir alle Leser_innen um einen kleinen Beitrag von 5 oder 10 €.

Bitte informiert auch Freunde und Familie über unser Projekt Die Geldspenden, die über Betterplace gesammelt werden, werden wir für die Einkäufe vor Ort verwenden: je nach Bedarf Lebensmittel, Medizin, evtl. auch Kleidung.

Spenden könnt ihr ganz bequem über betterplace.org

Mehr erfahren könnt Ihr auch im HNA-Artikel

Pommbags: Flüchtlinge nähen bunte Beutel – Verteilung beim Energiefest voller Erfolg

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Abwechslung im tristen Alltag: In der Pommernanlage nähten Flüchtlinge unter Anleitung „Pommbags“, Taschen aus recyceltem Material.

Routiniert bedient Christa Flecke die Nähmaschine. Die Nadel saust über den bunten Stoff. „So, jetzt bist du dran“, sagt sie zu Valbona Halimhamiti und zeigt auf die Nähmaschine. Die junge Frau aus Albanien ist erst noch ein bisschen zurückhaltend, setzt sich dann aber doch an den Arbeitsplatz und lächelt als die erste Naht an der Stofftasche fertig ist.

Die bunten Beutel wurden Pommbags getauft und sollen Einzug in den Alltag von Wolfhagen erhalten. „Bag“ ist Englisch und heißt Tasche und „Pomm“ spielt auf die Pommernanlage an, in der viele der Flüchtlinge leben, die bei der Herstellung helfen.

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Wir wollen den Flüchtlingen, die in den Aufnahmelagern wenig zu tun haben, eine Beschäftigung geben“, sagt Bijan Otmischi, der beim Landkreis Kassel für die Integration der Flüchtlinge zuständig ist. „Durch das Nähen kommen sie in den Austausch mit Wolfhagern und lernen auch ein bisschen die Sprache.“

Auf die Idee mit den Stoffbeuteln kam Otmischi in Afrika: „Schon am Flughafen bekommt man häufig Beutel aus schönen Stoffen geschenkt.“ Für die Pommbags haben die Organisatoren alte Stoffe besorgt, die sie jetzt recyclen. Auch alte Jeans oder Kaffee-Verpackungen kommen zum Einsatz. Somit entstehen kaum Kosten.

Beim Energiefest auf der Pommernanlage wurden die Beutel gegen Spende abgegeben – mit großem Erfolg. Nach gut drei Stunden hatten bereits alle Beutel glückliche neue Besitzer gefunden. Da die Pommbags so viel Zuspruch fanden, werden wohl in Zukunft weitere Beutel in Produktion gehen. :o)

Zu Besuch in Bad Driburg: Syrer erzählen von ihrer Flucht und dem Leben in Deutschland

Wie geht es Flüchtlingen hier in Deutschland? Welche Ziele haben sie und warum sind sie aus ihrer Heimat geflohen? Fragen über Fragen. Fragen, die wir Syrern in einer Flüchtlingsunterkunft in Bad Driburg gestellt haben. Einige von ihnen hatte Nadine auf ihrer Reise nach Griechenland bereits kennengelernt.

Fliehen oder sterben“ – vor dieser einfachen wie auch brutalen Wahl hätte man gestanden, erklärt uns ein Syrer, der in seinem Heimatland viele Jahre lang als Akademiker tätig war. Die Lage in Syrien habe sich schleichend immer weiter verschlechtert. Die Gefahr inhaftiert oder getötet zu werden sei schließlich zu groß geworden. „So blieb uns nur die Flucht“ erzählt der Syrer weiter. Man kann seiner Stimmlage und Gestik entnehmen: Die Entscheidung ist ihm und seiner Familie nicht leichtgefallen. Sie hätten ihr Heimatland geliebt, liebten es noch immer. Das Klima sei angenehm, Früchte und Gemüse könne man in Hülle und Fülle vor Ort erwerben. Auch die Landschaft sei einfach wundervoll. Kurzum: Sie würden nur zu gern wieder in ihre Heimat zurückkehren. Aber nicht unter den aktuell herrschenden Bedingungen. Die anderen Syrer im Raum stimmen seinen Aussagen immer wieder zu, die einen still nickend, die anderen seine Aussagen mit eigenen Worten bekräftigend.

Die Reise nach Deutschland sei schwierig gewesen. Lange Strecken habe man zu Fuß zurücklegen müssen. Nicht zu vergessen die Angst vor Polizei und Behörden. Auch sollten wir eines nicht vergessen: Viele Syrer hätten überhaupt keine Möglichkeiten aus ihrem Land zu fliehen. Das heißt konkret: Die ärmeren Bevölkerungsschichten müssen zusehen, wie sie überleben. Oder eben auch nicht. Das ist die traurige Realität. Eine Syrerin erzählt uns, dass sie auf ihrem Weg nach Deutschland rund zwei Monate in der Türkei geblieben sei, um sich dort über Arbeit das Geld für die Weiterfahrt zu verdienen. Das vormals in der Heimat ersparte Geld war bereits aufgebraucht worden. Sie selbst hatte vor Ort großes Glück einen Job zu finden.

Ihre Erfahrungen mit Deutschland? Sehr unterschiedlich. Man freue sich sehr über die immer wieder entgegengebrachte Hilfsbereitschaft einerseits, aber leider gebe es auch die andere Seite. „In der Stadt kann es vorkommen, dass man durchaus sehr feindselig angesprochen wird“ erzählt uns die Syrerin und versucht ihre Bedenken mit einem Lächeln zu kaschieren. Weitaus schwerer dürfte allerdings wiegen, dass ihre Familie in Passau in alle Himmelsrichtungen getrennt wurde. Und sie mittendrin. Auch ihr Verlobter wurde von ihr getrennt und wohnt nun etwa vier Autostunden entfernt in einer anderen Flüchtlingsunterkunft. Solche Schilderungen lassen für uns nur eine Frage zu: Muss das sein?

Allen Unbilden zum Trotz fällt eines immer wieder auf: Die Hoffnung. Sie wollen so schnell wie möglich arbeiten, sich nützlich machen. Egal wie, egal wo. Aber erst einmal die Sprache lernen. So schnell wie möglich. Und dann weitersehen. Arbeiten, studieren vielleicht. Viele der Syrer haben studiert. Manche waren mitten im Studium, als der Krieg über sie hereinbrach. Sie alle haben Wünsche, Hoffnungen, Ziele. Genau wie wir. Doch über allem schweben immer die unheilvollen Fragen: Findet wir in Deutschland Arbeit? Wird unsere Ausbildung überhaupt anerkannt?

Die Unterkunft selbst ist aus deutscher Sicht geradezu spartanisch. In einem 4-Bett-Zimmer, das kaum Bewegungsfreiheit gewährt und das mit einem sehr überschaubaren Schrank versehen ist, wohnen sechs Personen. Das sei völlig normal bestätigen uns die Syrer. Aus unserer Sicht ist das grenzwertig, zumal nicht selten Personen aus den unterschiedlichsten Ländern auf einem Zimmer wohnen – Sprachbarrieren inklusive. Während wir uns über die Zustände vor Ort wundern, bringt es ein Syrer mit einem Lächeln auf den Punkt: „Besser als Krieg“.

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Die Griechenland-Reise in der Presse

Unter dem Titel „Wolfhagerin hilft Flüchtlingen in Griechenland“ hat die HNA heute einen Artikel zur Griechenland-Reise veröffentlicht!

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Liebe Grüße,

Nadine

Solidarität mit Griechenland: Tagebuch aus Thessaloniki (11)

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Heute heißt es Abschied nehmen. Vorher haben wir noch einmal ordentlich für die Flüchtlinge eingekauft und weitere Luftballons verteilt. Das Leuchten in den Kinderaugen – unvergesslich. Zudem habe ich mich in der letzten Woche noch in einen pechschwarzen Hundewelpen namens „Joy“ verguckt, den ich leider nicht mitnehmen kann. Kurzum: Trennungsschmerz auf ganz vielen Ebenen.

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Ich werde Euch ausführlicher berichten, sobald ich wieder zu Hause bin. Jetzt heißt es ersteinmal fast zwei Tage Busfahrt überstehen – bis dann!

Liebe Grüße,

Nadine

P.S. Hier gehts zu unserer Spendenaktion: Solidarität mit Griechenland

Solidarität mit Griechenland: Tagebuch aus Thessaloniki (10)

Hier liegen Eure Spendengelder:

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Also zumindest ein Teil davon. Teilweise wird das Geld für ganz basale Dinge wie Wasser und Früchte ausgegeben. Ansonsten primär für Windeln und Hygieneartikel, Kleidung und nicht zu vergessen: Medikamente und Verbände. Auf diese Weise kann vor Ort zumindest eine Grundversorgung gewährleistet werden. Die 1000 Euro Spende, die wir den Helfern übergeben haben, sollte schätzungsweise für die nächsten 4-6 Wochen ausreichen. :o)

Liebe Grüße,

Nadine

 P.S. Hier gehts zu unserer Spendenaktion: Solidarität mit Griechenland

Solidarität mit Griechenland: Tagebuch aus Thessaloniki (9)

Heute möchte ich die Bilder einfach mal für sich sprechen lassen:

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Liebe Grüße,

Nadine